1.Mai-Kundgebung 1966
auf dem Königsplatz
DGB-Bibliothek
Der 1. Mai 1970 war auch in München von der Hoffnung auf Reformen durch die neue Regierung unter Bundeskanzler Willy Brandt gekennzeichnet. Die Hauptforderung auf der Maikundgebung 1972 war die Ratifizierung der Ostverträge von 1970 durch den Bundestag. Die durch den Ölschock des Jahres 1973 ausgelöste Wirtschaftskrise bewirkte ein Ansteigen der Arbeitslosenzahlen bis zur Jahreswende 1974/75 auf über eine Million. Der 1. Mai 1974 stand ganz unter dem Zeichen der Solidarität mit dem chilenischen Volk, das seit dem blutigen Militärputsch vom September 1973 unter einer brutalen Diktatur zu leiden hatte, sowie der Solidarität mit dem portugiesischen Volk, das sich erst sechs Tage vorher seiner Diktatur in der Nelkenrevolution entledigt hatte. Mit dem Kanzlerwechsel vom Mai 1974 begann die über achtjährige Ära Schmidt, die in ihren ersten Jahren von der tiefen Wirtschaftsrezession und zahlreichen Terroranschlägen geprägt war. Auch der Rechtsextremismus lebte während der Siebziger erneut auf. Die Wiederherstellung der Vollbeschäftigung, der Kampf gegen Rationalisierung und Aussperrung sowie die Verteidigung der Grundrechte vor Einschnitten durch konservative Scharfmacher waren die Hauptpunkte der Maikundgebungen jener Jahre. Am 1. Mai 1975 warnte der damalige Bundesforschungsminister Matthöfer (SPD) vor Schwarzmalerei und prangerte Wirtschaftsmanager an, die die Rezession dazu benutzten, den "Neuerungs- und Demokratisierungsprozess in der Bundesrepublik Deutschland zu stören." Oberbürgermeister Kronawitter forderte vor den ungefähr 40.000 Teilnehmern auf dem Königsplatz "mehr Menschlichkeit und sozialen Fortschritt." 1976 fand bei Sonnenschein die letzte Maikundgebung auf dem Königsplatz statt. Der DGB hatte in München seine zentrale Maikundgebung mit Heinz Oskar Vetter und Bundeskanzler Helmut Schmidt angesetzt.
Das große Polizeiaufgebot sollte nicht nur den Kanzler schützen, seine Aufgabe war es auch, befürchtete Zwischenfälle zu verhindern. Schließlich hatten KPD und KPD/ML zu einer eigenen Demonstration im Anschluss an die DGB-Kundgebung aufgerufen. Trotz ausdauernder und oft unübersehbarer Präsenz gelang es den kommunistischen Gruppen auf den Kundgebungen der 70er Jahre nur unwesentlich, die Kundgebungsteilnehmer für ihre Ziele zu interessieren.
Unter dem Motto "Arbeiter, Angestellte und Beamte - Gemeinsam ereichen wir mehr" fand die Maikundgebung von 1977 erstmals auf dem Marienplatz statt, der seitdem als Schauplatz der Kundgebungen dient. Laute Pfeifkonzerte störten immer wieder die Ausführungen der Redner.
11. Mai 1978 (Losung: "Recht auf Arbeit - Zukunft sichern") wandte sich das Bundesvorstandsmitglied des DGB, Gunter Stephan, gegen die einseitige Vermögensumverteilung zugunsten der Unternehmer. Auch dass die Arbeitslosigkeit nicht abgebaut wurde, bemängelte der Redner. Als Hauptredner hatte der Münchener DGB den damaligen Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion, Helmut Rothemund, eingeladen. Rothemund wandte sich in seiner Rede gegen das Gerede von der Gefahr eines Gewerkschaftsstaates. Die Teilnehmerzahl auf der Kundgebung zum 1. Mai 1978 belief sich auch aufgrund des Regenwetters nur auf ca. 5.000. Strömender Regen begleitete ebenfalls die Kundgebung zum 1. Mai 1979, die unter dem Zeichen der kurz bevorstehenden ersten Direktwahl zum Europäischen Parlament in Straßburg stand. (Losung: "Arbeit für alle in einem Europa des sozialen Fortschritts"). SPD-Vorsitzender Willy Brandt ging als Hauptredner in seinen Ausführungen auf die Bedeutung des Europäischen Parlaments ein und auf die Möglichkeiten, welche seine Direktwahl für die europäischen Arbeitnehmer zur Errichtung eines "Europas des sozialen Fortschritts" bot. Die Ansprachen der Redner wurden wiederholt von Pfiffen und Buhrufen gestört.